Mittendrin und live dabei: Gloger-Orgel fasziniert 350 Mädchen und Jungen

Erstellt von Andreas Schoener | |   News aus dem Kirchenkreis

Rekord in St. Severi: Sage und schreibe 350 Jungen und Mädchen erobern mit aufgeregtem Stimmengewirr das Otterndorfer Gotteshaus. Sie wollen die Gloger-Orgel hören und sehen. Live-Bilder des "Schulkonzerts" gibt's von der Empore. Erklärungen am Boden. Erstmal hinsetzen. Ein großer Tag für die Kleinen.

Es ist eine besondere Aktion, die der Orgelverein Stade und der Verein Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen (Nomine) ermöglichen. Irmgard Kröncke, Vorsitzende des Vereins zum Erhalt der Gloger-Orgel, spricht deshalb auch von einem "Riesengeschenk" an die Kirchengemeinde. "Ich freue mich so sehr, dass die Kinder von drei Otterndorfer Schulen auf diese entspannte und interessante Weise an unsere Orgel herangeführt werden", sagt sie dankbar.
Und dann strömt die muntere Kinderschar ins Kirchenschiff
Akustisch ist die rührige Vereinsfrau in diesem Augenblick noch gut vernehmbar, weil der wissbegierige Nachwuchs draußen vor der Türe brav auf Einlass hofft. Wenige Augenblicke später ist's dann vorbei mit der Ruhe und Besinnlichkeit, die in einer Kirche normalerweise vorherrschen. Aber das ist gut so. Zumindest für Irmgard Kröncke. Die Otterndorferin lächelt und freut sich, als die Kinder munter hereinströmen. Die "Unterrichtsstunde der anderen Art" kann beginnen.
Eine großflächige Leinwand steht unterhalb der Kanzel bereit
Annegret Schönbeck, künstlerische Leiterin der Orgelakademie Stade, und ihr Mann Christoph sind ein eingespieltes Team. Sie haben - frühmorgens ohne Publikum - im Kirchenraum aufgebaut, was den jungen Gästen und ihren Lehrerinnen von Gymnasium, Grundschule und Realschule die schillernde Welt der Orgelmusik eröffnen soll. Eine großflächige Leinwand steht unterhalb der Kanzel bereit, auf ihr sind selbst für die Besucher in der letzten Reihe all die Live-Aufnahmen gut zu sehen, die Christoph Schönbeck mit seiner Kamera auf der Empore einfängt.
"Kontakt zu einem Stück bedeutender Orgelkultur"
Martin Böcker, Orgelsachverständiger aus Stade, hat sich schon an die Tastur gesetzt, um die 2527 Orgelpfeifen - die größte von ihnen rund vier Meter lang - zum Klingen zu bringen. "Es ist sehr zu begrüßen, dass Kinder, von denen die meisten keinen regelmäßigen Kontakt zu Kirche und Orgelmusik haben, heute mit einem Stück bedeutender Orgelkultur in Kontakt kommen", unterstreicht er und bereitet sich auf seinen Einsatz vor.
Von Pfeifen, Registern und Pedalklaviatur
Schwere Musikliteratur wird's nicht geben an diesem Vormittag, sondern spielerische Improvisationen, die als musikalische Häppchen zwischen den Infos von Annegret Schönbeck hellhörig machen sollen. Schönbeck ist studierte Kirchenmusikerin, kennt sich bestens aus mit Orgel und Gesang. Und damit, wie vermeintlich Unbegreifliches altersgerecht vermittelt werden kann. Deshalb erzählt die namhafte Expertin aus Stade verständlich und plastisch von den Kircheninstrumenten in der Elbe-Weser-Region, von der Gloger-Orgel und ihrem Baumeister und davon, wie facettenreich das Miteinander von Pfeifen, Registern und Pedalklaviatur funktioniert.
Mit der Kamera auch das Innenleben der Orgel gefilmt
Böcker gestaltet das "unten" Gesagte hoch über den Köpfen der Kinder klangvoll aus, während Christoph Schönbeck ihn dabei filmt. Der Mann klettert mit seiner Kamera auch hinter die Orgel, gewährt Einblicke ins Innenleben des sanierten Kircheninstruments, bringt den Kindern auf diese Weise die Vielfalt der Pfeifen näher, die nicht nur ihnen normalerweise verborgen bleibt.
Interessiert, fasziniert und konzentriert
Das junge Publikum im Kirchenschiff ist interessiert, fasziniert und konzentriert. Mit solchen Ein- und Ausblicken hätten sie nicht gerechnet. Und auch die Tatsache, dass es verschiedene Pfeifenfamilien gibt und sich mit Hilfe der 46 Register einzelne Musikinstrumente nachempfinden lassen, sind Erkenntnisse, die sie überraschen. So begeistert wie ihre Schüler sind auch die Lehrerinnen. Annett Kulla, sie ist mit zwei 6. Klassen "ihres" Gymnasiums gekommen, findet es "richtig gut, dass eine solche Veranstaltung quasi vor der Haustür möglich ist". Und Birthe Karitzky von der Johann-Heinrich-Voß-Schule freut sich über die Möglichkeit, "dass Kinder einen Zugang zu Kirche und Orgelmusik erhalten und davon positive Eindrücke mitnehmen können".
Und dann darf Realschülerin Lara sogar auf die Empore
Einen Zugang der praktischen Art erhalten ausgewählte Jungen und Mädchen, als sie auf eigens von Schönbeck mitgebrachten Orgelfpfeifen verschiedene Kinderlieder spielen können, die Martin Böcker auf der Orgel behände und ideenreich auskleidet. Höhepunkt der "Unterrichtsstunde" - zumindest für Lara - ist der Weg auf die Empore. Die Realschülerin darf - von Christoph Schönbeck auf Schritt und Tritt begleitet - Experte Böcker helfen, eine Orgelfpfeife zu stimmen. Kirchenkreiskantor Kai Rudl, er kann auch an diesem Vormittag nicht ohne "seine" Orgel sein, freut sich: "Es ist ganz wichtig, die Jugend für Orgel und Orgelmusik zu begeistern", sagt er und hofft, "dass möglicherweise der eine oder andere mal Lust bekommt, ein Tasteninstrument zu erlernen." 

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Was für ein Anblick: Rund 350 Jungen und Mädchen von drei Otterndorfer Schulen erfahren in der Kirche von St. Severi, dass Orgelmusik faszinierend sein kann. Das kleine "Schulkonzert" wird zeitgleich auf einer großen Leinwand übertragen.
Achtung, Kamera: Christoph Schönbeck filmt live und in Farbe, wie Orgelexperte Martin Böcker auf der Empore zaubert.
Kennt sich bestens aus in der Welt der Orgelmusik: Annegret Schönbeck, künstlerische Leiterin der Orgelakademie Stade, begeistert die Kinder mit leicht verständlichen und lebensnahen Lektionen aus der Welt des kirchlichen Notenklangs.
Gut gemacht: Realschülerin Lara darf - stellvertretend für die anderen Jungen und Mädchen - auf die Empore. Dort hilft sie Experte Martin Böcker beim Stimmen einer Orgelpfeife.
Mit kleinen Mitmachaktionen und Zwischenspielen bleiben die jungen Gäste in der Otterndorfer Kirche bis zum Schluss der "Unterrichtsstunde" am Ball.