Das Wetter war ein Traum. Im Pfarrgarten der Martinsgemeinde Cuxhaven-Ritzebüttel begrüßte Pastor Stefan Bischoff die buntgemischte Sommergemeinde aus Cuxhaven und Umgebung und eröffnete die Sommerpredigtreihe. An den kommenden fünf Sonntagen werden die Pastoren der Innenstadtgemeinden ihre Träume von Kirche im Gottesdienst vorstellen und laden zum Mitträumen ein. Zur Eröffnung war Superintendentin Kerstin Tiemann aus Otterndorf geladen. Unterstützt wurde sie von Lektorin Margitta Jogschies- Schober, der Musik des schwungvollen Duos Birgit Berends mit Flöte und Stefan Kirchhoff auf der Gitarre. Der Gemeindeausschuss der Martinsgemeinde lud mit Kaffee und Butterkuchen nach dem Gottesdienst zu Gesprächen ein.
In einer Zeit großer Veränderungen auch in der Kirche drehen sich die Alltagsträume der Superintendentin vorrangig um Kirche als guter Dienstleister, die ihre Gemeinden, haupt- und ehrenamtlich Aktive zugewandt begleitet. Sie ermutigt die Gemeinde aber auch, tiefer zu schauen und sich an die je eigenen Wurzeln der Beheimatung in Kirche zu erinnern. Sie erzählt von prägenden Erfahrungen im Hannoveraner Kinderchor und als Jugendliche in den USA bei einer Abendmahlfeier. Dort hat sie ihren Platz in der Kirche gefunden durch gelebte Gemeinschaft, Ehrerbietung und Freude; dort fühlte sie sich geliebt und Gott nah. Solche emotionalen Wurzeln motivieren, in den gegenwärtigen Veränderungsprozessen nicht zu verzagen, sondern wie Abraham und Petrus vertrauensvoll neue Wege zu gehen. Tiemann begrüßt beispielsweise, dass die Landeskirche es inzwischen wagt, Photovoltaikanlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden zuzulassen. Aber nicht nur die Gebäude, auch die Menschen in und um Kirche haben sich geändert, so Tiemann. „Wo sollten wir als Kirche heute Menschen „fischen“?“ Diese Frage treibt die Superintendentin um. Petrus lässt sich von Jesus aus dem seichten Uferwasser in unbekannte Tiefen senden. Dort gehen ihm mühelos viele Fische ins Netz. Tiemann ist überzeugt: „Die Fische in unseren Tagen wollen nicht gefangen werden, sondern schwimmen und erleben, wie Gott ihnen Farbe gibt.“ Sie träumt von einer Kirche, die mit Gottvertrauen nach vorne schaut, die im Hören auf Gottes Wort und Verheißung mutig auch andere zukunftsfähige Formen sucht und ausprobiert.
Maike Selmayr, Sonntag 9. Juli 2023: