Aktuelles aus Ambo

Ambo/ Äthiopien – Partnerschaft & Pandemie

|   KK

Während sich die Pandemiesituation in Deutschland deutlich entspannt hat, blickt der Arbeitskreis Ambo mit gemischten Gefühlen auf die Situation der Partner in Äthiopien.

Dort war in den letzten eineinhalb Jahren das Leben coronabedingt nahezu zum Erliegen gekommen.

Für den Partnerkirchenkreis in Ambo Äthiopien brachte die Schließung von Kirchen und die Absage von allen Gemeindeaktivitäten schwere finanzielle Probleme mit sich. Denn in einem Land wie Äthiopien lebt die Kirche von den Spenden, die ihre Mitglieder zum sonntäglichen Gottesdienst oder bei anderen Aktivitäten mitbringen.

Die Absage von Gottesdiensten ist gleichbedeutend mit dem Versiegen der Einnahmen, die gebraucht werden, um die Mitarbeitenden zu bezahlen. So schrieb der Verwaltungsleiter des Partnerkirchenkreises Mitte letzten Jahres in einem Brief: „Wir mussten alle Mitarbeiter unbezahlt nach Hause schicken, weil kein Geld mehr in der Kasse ist“.

Aus Sicht der Kirchengemeinden im Cuxhaven und Hadeln war die Situation im Kindergarten Ambo besonders bedrückend. Die Kita, mit eigentlich 100 Kindern blieb geschlossen. Nur ein Hausmeister schaute ab und zu nach dem Rechten, die fünf Erzieherinnen wurden unbezahlt nach Hause geschickt.

Das war auch deshalb bitter, weil sich die Arbeit des Kindergartens nach schweren politischen Unruhen 2018 gerade erst wieder auf dem Weg der Konsolidierung befand. Der Kirchenkreis Cuxhaven Hadeln hatte dafür zugesagt zehn Kindergartenplätze für die Dauer von drei Jahren sicher zu finanzieren. Der hoffnungsvolle Aufbruch wurde nun Opfer der Pandemiebeschränkungen. 

„Wir waren froh, dass wir in den letzten Monaten in der Lage waren, den Glaubensgeschwistern in Äthiopien unbürokratisch dabei zu helfen, die schweren Pandemiefolgen zu bewältigen“ berichtet Pastor Dr. Lutz Meyer vom Arbeitskreis Ambo. Mit insgesamt 3.000,00 Euro aus Spendenmitteln konnten wir nicht nur zehn Kindern ihren Kindergartenplatz sichern, sondern auch die Gehälter für das Personal bezuschussen und Hygienemaßnahmen finanzieren“ erzählt er weiter.  

Vom Verwaltungsleiter des Kirchenkreises, Teressa Akuma, erhielt der Arbeitskreis ein Dankschreiben, in dem es heißt: „Für uns hier in Äthiopien gehört es zum Alltag, mit vielen existentiellen Problemen fertig werden zu müssen. Wir sind daran gewöhnt, dass das Leben ein Überlebenskampf ist.

Doch dieses Covid-Jahr war mehr als wir tragen konnten. Gut, dass Menschen in Cuxhaven-Hadeln an uns gedacht haben. Ohne ihre finanzielle Hilfe wäre unsere Not unerträglich gewesen – herzlichen Dank!

Danken wollen wir auch im Namen der Kinder, die langsam wieder in die Kita kommen. Da ist zum Beispiel Abdi Temesken, ein kleines Mädchen, das ohne Ihre Unterstützung nicht in die Kita gehen könnte.  Ihre Mutter ist alleinerziehend und hält sich und ihre Familie als Reinigungskraft über Wasser. Sie könnte die Gebühren für die Kita nicht aufbringen.“

Im Rückblick auf die Monate der Pandemiebeschränkungen besteht im Arbeitskreis Ambo große Einigkeit über die Bedeutung der Partnerschaft Christen über Kontinente hinweg. Wie sich eine weltweite Pandemie auswirkt, wird gerade dann menschlich nachvollziehbar, wenn hinter Inzidenzzahlen, Reisebeschränkungen und Lockdowns die menschliche Seite sichtbar wird. Dazu trägt die über die Jahre gepflegte Beziehung zu den Menschen nach Ambo in Äthiopien bei.

Anschaulich erlebbar wurde das, als der Arbeitskreis die Nachricht erhielt, dass Yohannes Tasisa, ein freundlicher Herr im Rentenalter, der die Partnerschaft seit Jahren auf äthiopischer Seite begleitet an Covid 19 erkrankt war. In einem Land, in dem am Anfang der Pandemie vier Beatmungsgeräte auf rund 112 Millionen Einwohner kamen und das Gesundheitssystem völlig unzureichend ausgestattet ist, war das keine gute Nachricht. Yohannes Tassisa hatte Glück, oder wie er es ausdrücken würde, die Gebete der Gemeinde und seiner Familie für ihn wurden erhört. Nach einem nicht leichten Krankheitsverlauf ist er auf dem Wege der Besserung. Geholfen hat auch, dass einer seiner Nachbarn Arzt ist und direkt helfen konnte. 

Partnerschaft gibt der Globalisierung ein Gesicht. So hat es der Arbeitskreis Ambo in den Monaten der weltweiten Pandemie erlebt. Wir sind dankbar, dass wir durch die Unterstützung unserer Gemeinden und einzelner, denen das Herz aufging, auch in Äthiopien ein Zeichen für Menschlichkeit setzen konnten.

Stichwort Ambo:

Die Stadt Ambo liegt rund 120 km westlich von Addis Abeba, der Hauptstadt von Äthiopien.  Etwa 50.000 bis 60.000 Menschen leben in Ambo – zum Teil in festen Häusern, zum Teil in Lehmhütten mit Wellblech- oder Strohdach.Zum Kirchenkreis Ambo gehören etwa 19 Gemeinden mit 12 weiteren Predigtorten. Die meisten von ihnen sind sehr dörflich. Sie sind auf ein Gebiet verteilt, das ungefähr dem Elbe-Weser-Dreieck entspricht. Seit 2009 ist der Kirchenkreis Cuxhaven- Hadeln mit dem Kirchenkreis Ambo und seinen rd. 40 Gemeinden partnerschaftlich verbunden.

Seit vielen Jahren unterstützt der Kirchenkreis die Entwicklung einer Kindertagestätte in Ambo. Aus kleinen Anfängen ist eine Kita mit 100 Plätzen geworden, die bis zur Pandemie weitestgehend aus Mitteln der Kirche in Ambo unterhalten wurde. Mittlerweile hat man dazu auch ein Getreideanbauprojekt angestoßen, dass wesentlich zum Unterhalt der Kita beiträgt.  Als Unterstützung trägt der Kirchenkreis Cuxhaven Hadeln derzeit die Kosten für 10 Kindergartenplätze. Die Mittel dazu kommen ausschließlich aus Spenden. 140,00 Euro jährlich reichen, um einem Kind den Besuch der Kita zu ermöglichen.

Kontakt: Ambo Arbeitskreis Pastor Dr. Lutz Meyer

E-Mail: pastor.meyer@web.de;

Spendenkonto: Kirchenamt Elbe Weser

IBAN DE 32 241 500 01 0000 108902 / BIC: BRLADE 21 CUX